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Automotive-Projektmanagement

Das Automotive-Projektmanagement ist eine zentrale Disziplin in allen Automotive-Projekten.

Unten sind die Kapitel aufgeführt, welche Ihnen helfen werden, die nötigen Tätigkeiten und Arbeitsprodukte im Bereich Projektmanagement besser zu verstehen und abzuschätzen.


Für wen ist dieser Artikel?

Ziel des Artikels:Einführung in Projektmanagementmethoden im Automotive-Umfeld
Artikelzielgruppe:Interessenten aus der Automotive-Welt, Projektmanagement-Interessenten
Sprache:technisch und Automotive mit vielen spezifischen Begriffen
Empfohlene Vorkenntnisse:ASPICE [1], Automotive-Umfeld, Englisch
Hilfsmittel:Vokabular, Standards und Normen, *1)
Lesedauer:ca. 30 Minuten
Status:erstellt, Grammatik überprüft

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Definition: Projektmanagement

Es gibt mehrere Definitionen von Projektmanagement, unter sind drei Definitionen aus Literatur aufgeführt:

Definition 1: Projektmanagement ist die Anwendung von Wissen, Fähigkeiten, Werkzeugen und Techniken auf Projektaktivitäten, um die Projektanforderungen zu erfüllen. Es beinhaltet die Planung, Organisation und Durchführung von Aufgaben, die notwendig sind, um eine Idee in ein greifbares Produkt, eine Dienstleistung oder ein Ergebnis zu verwandeln. [3]

Definition 2: Projektmanagement ist die Anwendung von Prozessen, Methoden, Fähigkeiten, Wissen und Erfahrungen, um spezifische Projektziele gemäß den festgelegten Kriterien und innerhalb der vereinbarten Parameter zu erreichen. Dies umfasst unter anderem die Erfassung der Projektanforderungen, die Sicherstellung der Qualität der Ergebnisse sowie das Management von Risiken und Veränderungen. [4]

Definition 3: Projektmanagement ist die Planung, Delegation, Überwachung und Kontrolle aller Aspekte eines Projekts sowie die Motivation der Beteiligten, um die Projektziele innerhalb der vorgegebenen Leistungsziele für Zeit, Kosten, Qualität, Umfang, Nutzen und Risiken zu erreichen. [5]


Besonderheiten von Automotive-Projektmanagement in der Automobilbranche

Im Allgemeinen gelten die Definitionen für Projektmanagement in der Automobilindustrie genauso.

Es gibt aber spezielle Anforderungen, welche größtenteils die Automotive-Entwicklung betreffen:


Functional Safety – Funktionale Sicherheit

Das Projektmanagement muss sicherstellen, dass die Entwicklungsprozesse den Anforderungen der ISO 26262 [2] entsprechen, was umfangreiche Sicherheitsanalysen, Risikobewertungen und die Implementierung von Sicherheitsmechanismen erfordert.

Es bedeutet, dass bestimmte Kapazitäten und Ressourcen rechtzeitig zugeordnet, geplant und gemanagt werden müssen. Die Planung des gesamten Produktlebenszyklus muss die Vorgaben aus dem Standard ISO 26262 abbilden.


Lieferanten

ECUs werden häufig von verschiedenen Zulieferern entwickelt, die jeweils für bestimmte Komponenten oder Funktionen verantwortlich sind.

Auch hier beschäftigt sich das Projektmanagement mit Herausforderungen wie Planung von Kapazitäten und Ressourcen, genaue Kontrolle der durchgeführten Tätigkeiten und Ergebnisse.


Zunehmende Komplexität der Software und Cybersecurity

Moderne Fahrzeuge enthalten immer mehr Software, die in ECUs integriert ist. Dies führt zu einer erhöhten Komplexität im Projektmanagement, da sowohl Software- als auch Hardwareentwicklungsprozesse synchronisiert werden müssen.

Mit der Zunahme vernetzter Fahrzeuge spielt auch die Cybersecurity eine immer größere Rolle. Die Projektmanager müssen sicherstellen, dass Cybersecurity-Aspekte von Entwicklungsanfang bis zum -ende in die Entwicklungsprozesse integriert werden, um Sicherheitslücken zu vermeiden.


Regulatorische Anforderungen und Compliance

Die Automotive-Produkte müssen verschiedenen nationalen und internationalen regulatorischen Anforderungen entsprechen. Dies umfasst nicht nur die Sicherheitsstandards, sondern auch Emissionsvorschriften, Datenschutzanforderungen und andere rechtliche Bestimmungen.

Diese Normen und Richtlinien müssen nachweisbar umgesetzt werden. Im Falle von Rückrufaktionen oder rechtlichen Prüfungen muss das Projektmanagement in der Lage sein, lückenlose Nachweise über die Einhaltung der Vorschriften und die durchgeführten Tests und Validierungen zu erbringen.


Entwicklungszyklen und Änderungsmanagement

Die Entwicklung von Automotive-Produkten hat oft lange Vorlaufzeiten und erfordert ein sorgfältiges Änderungsmanagement, um sicherzustellen, dass die Produktentwicklung reproduzierbar, überprüfbar und konsequent durchgeführt wird.


Kostendruck und Effizienz

Der Kostendruck in der Automobilindustrie ist hoch. Die Projektmanager müssen strenge Budgetkontrollen durchführen und gleichzeitig die Effizienz der Entwicklungsprozesse maximieren.

Da Markteinführungszeiten entscheidend sind, ist eine präzise Zeit- und Ressourcenplanung erforderlich, um Verzögerungen zu vermeiden und die Markteinführung neuer Fahrzeuge nicht zu gefährden.


Systemintegration

Die ECUs müssen nahtlos an die anderen Systeme im Fahrzeug integrierbar sein.

Dies erfordert eine enge Koordination zwischen verschiedenen Entwicklungsteams, um sicherzustellen, dass alle Systeme korrekt integriert und getestet werden.


Abgeleitete Definition: Automotive-Projektmanagement in der Automobilbranche

Aus den obigen Vorgaben resultiert sich die folgende Definition (eigene Definition) siehe rechts, welche die wichtigsten Punkte aus den drei oben genannten Definitionen übernommen hat und ergänzend dazu die Automotive-spezifische Merkmale in Form von Anforderungen aus Standards und Normen aufgenommen hat.

(eigene) Definition Projektmanagement im Automotive Bereich: Projektmanagement im Automotive-Bereich umfasst die Planung, Koordination und Kontrolle komplexer Entwicklungsprozesse in einem Automotive-Projekt, um sicherheitskritische Systeme termingerecht, innerhalb des Budgets und unter Einhaltung aller Qualitäts- und Sicherheitsstandards zu liefern. Es erfordert die Integration von disziplin- und funktionsübergreifenden Teams, welche für die Einhaltung von Standards und Normen aus der Automotive-Industrie (z. B. ISO 26262, ASPICE, AUTOSAR), sowie Management von Lieferanten und Projektstakeholdern zuständig sind [6].


Anforderungen an Projektmanagement aus Standards und Normen aus dem Automotive-Bereich

Allgemeine Anforderungen für Projektmanagement

Allgemeine Anforderungen für Projektmanagement, welche für viele Industrien gleiche Ziele verfolgen, wie Projektzielsetzung und Projektplanung, sowie Projektüberwachung vom laufenden Projekt werden wir hier nicht näher betrachten, um uns mehr auf die spezifischen Anforderungen aus der Automobilbranche zu konzentrieren.


Automotive-Projektmanagement relevante Anforderungen

Auf dem Diagramm unten kann man eine Übersicht über alle wichtigen Standards und Normen sehen, welche für Automotive-Projektmanagement relevant sein können:

Es muss bewusst sein, dass abhängig von Kundenvorgaben und vom jeweiligen Projekt unterschiedliche Standards und Normen berücksichtigt werden müssen.

Diagramm: Übersicht über Automotive Projektmanagement relevante Standards und Normen
Diagramm: Übersicht über Automotive Projektmanagement relevante Standards und Normen

Die Disziplin: Projektmanagement ist beschrieben durch viele Anforderungen aus den oben genannten Standards und Normen. Diese Normen und Standards sind in dem Kapitel Automotive-Prozesse, in Kapiteln:

kurz erläutert. Die Anforderungen aus diesen Normen dienen als Grundlage für die Aktivitäten im Projektmanagement (das sind eigentliche Aufgaben im Projektmanagement, welche von einem Projektmanager durchgeführt werden sollen).

Es muss erwähnt werden, dass die Anforderungen nicht in jedem Projekt gleich sind, da die Projektgegebenheiten das Entwicklungsumfeld beeinflussen und unterschiedliche Kundenanforderungen befriedigen müssen. In weiteren Kapiteln werden wir eine mögliche Vorgehensweise für die Realisierung der relevanten Umfänge für das Projektmanagement vorschlagen.

Ein weiterer Punkt ist an der Stelle zu erwähnen, dass eine Bestimmung der Relevanz von einer oder anderen Norm unternehmensintern durch spezifische, dafür ausgelegte Abteilung(en) durchgeführt werden kann. D. h. diese Abteilungen sollen für Prozesse und Prozessintegration zuständig sein und unternehmensübergreifend die Prozessstrategie bestimmen.

In der Matrix unten sind die wesentlichen Punkte, die für die Projektmanagement-Disziplin relevant sind:

Norm:Relevante Kapitel und Inhalte mit Anforderungen für Projektmanagement:
ISO 26262 (Teil 2)Sicherheitslebenszyklus-Management:
Planung und Überwachung aller sicherheitsrelevanten Aktivitäten während des Projektlebenszyklus.
Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten für funktionale Sicherheit im Projektteam.
Safety Management Plan:
Entwicklung und Pflege eines funktionalen Sicherheitsplans, der alle sicherheitsbezogenen Aufgaben und Meilensteine umfasst.
Anforderungsmanagement:
Spezifikation und Verfolgung von Sicherheitsanforderungen durch alle Entwicklungsphasen.
Risikobewertung und -analyse:
Durchführung von Gefährdungs- und Risikoanalysen (HARA) zur Identifizierung und Bewertung potenzieller Risiken.
Änderungs- und Konfigurationsmanagement:
Kontrolle und Dokumentation von Änderungen an sicherheitsrelevanten Komponenten und Prozessen.
Lieferantenmanagement:
Bewertung und Steuerung der funktionalen Sicherheitsaspekte bei Zulieferern und Partnern.
Qualifikations- und Trainingsanforderungen:
Sicherstellung, dass das Projektteam über die erforderlichen Kompetenzen und Schulungen im Bereich Funktionale Sicherheit verfügt.
ISO/PAS 21448 (SOTIF)Management der unbeabsichtigten Risiken:
Identifikation und Handhabung von Risiken, die nicht durch Fehlfunktionen, sondern durch unbeabsichtigtes Systemverhalten entstehen.
SOTIF-Planung:
Integration von SOTIF-Aktivitäten in den Projektplan, einschließlich Tests und Validierungen.
Szenario- und Umfeldanalyse:
Bewertung verschiedener Betriebsbedingungen und Szenarien zur Sicherstellung der beabsichtigten Funktionalität.
Feedback- und Verbesserungsprozesse:
Implementierung von Mechanismen zur kontinuierlichen Verbesserung, basierend auf Rückmeldungen aus dem “Feld” und Testergebnissen.
ISO/SAE 21434Cybersecurity-Management:
Entwicklung eines umfassenden Cybersecurity-Managementplans, der alle Phasen des Produktlebenszyklus abdeckt.
Risikobewertung und -management:
Durchführung von Bedrohungsanalysen und Risikobewertungen zur Identifizierung von Schwachstellen.
Anforderungs- und Architekturmanagement:
Spezifikation von Sicherheitsanforderungen und Integration in die Systemarchitektur.
Incident Response Planning:
Vorbereitung von Prozessen und Plänen für den Umgang mit Sicherheitsvorfällen.
Lieferkettenmanagement:
Sicherstellung der Cybersecurity-Compliance bei Zulieferern und Partnern.
Dokumentation und Reporting:
Pflege detaillierter Dokumentationen zu allen Cybersecurity-Aktivitäten und -Entscheidungen.
UN/ECE WP.29Compliance-Management:
Sicherstellung, dass Fahrzeugsoftware und -systeme den regulatorischen Anforderungen entsprechen.
Cybersecurity Management System (CSMS):
Einrichtung und Wartung eines CSMS gemäß den Anforderungen der Verordnung.
Software Update Management System (SUMS):
Entwicklung von Prozessen für sichere und zuverlässige Software-Updates während des gesamten Fahrzeuglebenszyklus.
Audit und Zertifizierung:
Vorbereitung und Durchführung von Audits zur Überprüfung der Einhaltung der Vorschriften.
Risikomanagement und Monitoring:
Kontinuierliche Überwachung von Cybersecurity-Risiken und Implementierung entsprechender Maßnahmen.
ASPICEProzessverbesserung:
Bewertung und Verbesserung der Softwareentwicklungsprozesse zur Steigerung der Effizienz und Qualität.
Prozessgebiete und Reifegrade:
Verständnis und Anwendung der definierten Prozessgebiete und deren Reifegrade zur Prozessbewertung.
Projektplanung und -kontrolle:
Detaillierte Planung von Projekten mit klaren Zielen, Meilensteinen und Ressourcenallokation.
Qualitätssicherung:
Implementierung von Qualitätssicherungsmaßnahmen zur Einhaltung von Standards und Anforderungen.
Risikomanagement:
Identifikation, Bewertung und Kontrolle von Risiken während des Entwicklungsprozesses.
Konfigurationsmanagement:
Verwaltung von Projektartefakten und Sicherstellung der Konsistenz und Rückverfolgbarkeit.
Lieferanten-Monitoring:
Überwachung und Bewertung von Lieferartenprozessen und -leistungen gemäß ASPICE-Kriterien.
ISO/IEC 15504 (SPICE)Prozessbewertung:
Durchführung von strukturierten Bewertungen der Softwareprozesse zur Identifikation von Stärken und Schwächen.
Prozessverbesserungsstrategie:
Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der Softwareprozesse.
Capability Levels:
Nutzung der definierten Fähigkeitsstufen zur Messung und Verbesserung der Prozessreife.
Benchmarking:
Vergleich der eigenen Prozesse mit Industriestandards und Best Practices.
ISO/IEC 12207Lebenszyklusmodellierung:
Definition und Management aller Phasen des Softwarelebenszyklus von der Konzeptentwicklung bis zur Wartung.
Projektinitiierung und -planung:
Festlegung klarer Projektziele, Umfang und Anforderungen zu Beginn des Projekts.
Stakeholder-Engagement:
Identifikation und Einbindung aller relevanten Stakeholder während des Entwicklungsprozesses.
Prozessintegration:
Sicherstellung, dass alle Lebenszyklusprozesse konsistent und integriert sind.
Dokumentationsstandards:
Erstellung und Pflege von Dokumentationen gemäß den definierten Standards.
ISO/IEC 15288Systemisches Denken:
Anwendung eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Entwicklung komplexer Systeme.
Systemlebenszyklus-Management:
Verwaltung aller Phasen des Systemlebenszyklus, einschließlich Konzept, Entwicklung, Betrieb und Entsorgung.
Anforderungsmanagement:
Sammlung, Analyse und Verwaltung von Systemanforderungen.
Verifikations- und Validierungsprozesse:
Planung und Durchführung von Aktivitäten zur Sicherstellung, dass das System den Anforderungen entspricht.
Integrationsmanagement:
Koordination der Integration verschiedener Systemkomponenten und -Schnittstellen.
IATF 16949Qualitätsmanagementsystem (QMS):
Entwicklung, Implementierung und Wartung eines effektiven QMS spezifisch für die Automobilindustrie.
Kundenorientierung:
Sicherstellung der Erfüllung von Kundenanforderungen und -erwartungen.
Prozessansatz:
Anwendung eines prozessorientierten Ansatzes zur Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität.
Kontinuierliche Verbesserung:
Implementierung von Methoden zur kontinuierlichen Verbesserung von Prozessen und Produkten.
Fehlervermeidung:
Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur proaktiven Vermeidung von Fehlern und Defekten.
Risikobasiertes Denken:
Identifikation und Management von Risiken und Chancen im Qualitätskontext.
Lieferantenentwicklung:
Bewertung und Verbesserung der Qualitätsleistung von Lieferanten.
ISO 9001Qualitätsgrundsätze:
Anwendung der sieben Qualitätsmanagementgrundsätze wie Kundenfokus, Führungsrolle und evidenzbasierte Entscheidungsfindung.
Dokumentationsmanagement:
Pflege einer strukturierten und aktuellen Dokumentation aller qualitätsrelevanten Prozesse.
Ressourcenmanagement:
Effektive Planung und Zuweisung von Ressourcen zur Erfüllung der Qualitätsziele.
Interne Audits:
Durchführung regelmäßiger interner Audits zur Überprüfung der QMS-Wirksamkeit.
Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen:
Implementierung von Prozessen zur Behandlung und Vermeidung von Nichtkonformitäten.
VDA 6.xProzess- und Produktaudits:
Durchführung spezifischer Audits zur Bewertung der Prozess- und Produktqualität gemäß VDA-Standards.
Methodenkompetenz:
Anwendung von Qualitätsmethoden wie FMEA, SPC und 8D-Report gemäß VDA-Richtlinien.
Lieferantenbewertung:
Strukturierte Bewertung und Entwicklung von Lieferanten basierend auf VDA-Kriterien.
Dokumentenstandardisierung:
Nutzung standardisierter Dokumentationsvorlagen und -prozesse zur Sicherstellung der Konsistenz.
ISO/IEC 27001Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS):
Aufbau und Pflege eines ISMS zur systematischen Verwaltung sensibler Informationen.
Risikobewertung:
Identifikation, Analyse und Behandlung von Informationssicherheitsrisiken.
Sicherheitsrichtlinien und -verfahren:
Entwicklung und Implementierung von Richtlinien und Verfahren zum Schutz von Informationen.
Mitarbeiterschulung und -bewusstsein:
Durchführung von Schulungen zur Sensibilisierung für Informationssicherheit im Projektteam.
Vorfall-Management:
Etablierung von Prozessen zur Erkennung und Reaktion auf Sicherheitsvorfälle.
Compliance:
Sicherstellung der Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen im Bereich (IT) Informationssicherheit.
Kontinuierliche Verbesserung:
Regelmäßige Überprüfung und Verbesserung des ISMS basierend auf Audits und Feedback.
ISO/IEC 15408Sicherheitsanforderungen:
Definition und Spezifikation von Sicherheitsfunktionen und -eigenschaften für Softwareprodukte.
Sicherheitsbewertungen:
Planung und Durchführung von formalen Sicherheitsbewertungen gemäß den Common Criteria.
Dokumentationsanforderungen:
Erstellung detaillierter Sicherheitsdokumentationen, einschließlich Sicherheitsziele und -architekturen.
Entwicklungsprozesskontrollen:
Implementierung von Kontrollen und Maßnahmen zur Sicherstellung der Sicherheit während des Entwicklungsprozesses.
Vertrauenswürdigkeit:
Aufbau und Nachweis des Vertrauensniveaus in der Sicherheit von IT-Produkten.
ISO/IEC 62443Sicherheitsmanagement für industrielle Netzwerke:
Entwicklung von Strategien zur Sicherung von industriellen Kommunikationsnetzwerken und -systemen.
Risikobewertung und -behandlung:
Identifikation von Bedrohungen und Schwachstellen in industriellen Steuerungssystemen.
Zonen- und Konzeptsicherheit:
Implementierung von Sicherheitszonen und -konzepten zur Segmentierung und Schutz kritischer Systeme.
Zugriffskontrolle:
Etablierung von Maßnahmen zur Kontrolle des Zugriffs auf Systeme und Daten.
Vorfallreaktion und -wiederherstellung:
Vorbereitung von Prozessen für die effektive Reaktion auf und Wiederherstellung nach Sicherheitsvorfällen.
ISO 9241Benutzerzentrierte Designprozesse:
Integration von Nutzerbedürfnissen und -anforderungen in den Entwicklungsprozess.
Usability-Planung:
Festlegung von Usability-Zielen und -Kriterien für Produkte und Systeme.
Evaluation und Testing:
Durchführung von Usability-Tests und -Evaluierungen zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit.
Zugänglichkeit:
Sicherstellung, dass Systeme und Produkte für eine breite Nutzergruppe zugänglich und nutzbar sind.
Interaktionsdesign:
Gestaltung effektiver und effizienter Mensch-Maschine-Interaktionen.
Dokumentation und Benutzerunterstützung:
Erstellung benutzerfreundlicher Dokumentationen und Hilfesysteme.
ISO/IEC 25010Qualitätsattribute:
Definition und Bewertung von Softwarequalitätsmerkmalen wie Funktionalität, Zuverlässigkeit, Benutzbarkeit und Sicherheit.
Qualitätsmetriken:
Entwicklung und Anwendung von Metriken zur quantitativen Bewertung der Softwarequalität.
Qualitätsanforderungen:
Spezifikation klarer Qualitätsanforderungen als Teil des Anforderungsmanagements.
Qualitätsbewertung:
Planung und Durchführung von Bewertungen zur Überprüfung der Erfüllung von Qualitätskriterien.
ISO/IEC 29119Testmanagement:
Entwicklung umfassender Teststrategien und -pläne für Softwareprojekte.
Testprozesse:
Implementierung standardisierter Testprozesse für verschiedene Teststufen (z. B. Unit-, Integrations-, Systemtests).
Testfallentwicklung:
Erstellung effektiver und effizienter Testfälle basierend auf Anforderungen und Spezifikationen.
Defektmanagement:
Prozess zur Erfassung, Analyse und Behebung von gefundenen Defekten.
Testdokumentation:
Pflege detaillierter Testdokumentationen, einschließlich Testberichte und -protokolle.
Testautomatisierung:
Identifikation von Bereichen für Testautomatisierung und Implementierung entsprechender Lösungen.
ISO 14001Umweltmanagementsystem (UMS):
Aufbau und Pflege eines UMS zur systematischen Verwaltung und Verbesserung der Umweltleistung.
Umweltpolitik und -ziele:
Entwicklung einer klaren Umweltpolitik und spezifischer Umweltziele für das Projekt.
Rechtskonformität:
Sicherstellung der Einhaltung aller relevanten Umweltgesetze und -vorschriften.
Risikobewertung:
Identifikation und Bewertung von Umweltrisiken und -aspekten im Projektkontext.
Ressourcenmanagement:
Effiziente Nutzung von Ressourcen und Minimierung von Abfällen und Emissionen.
Mitarbeiterengagement:
Förderung des Umweltbewusstseins und der Beteiligung von Mitarbeitern an Umweltinitiativen.
Kontinuierliche Verbesserung:
Implementierung von Prozessen zur kontinuierlichen Verbesserung der Umweltleistung.
ISO 45001Arbeitsschutzmanagementsystem (ASMS):
Entwicklung und Implementierung eines ASMS zur Gewährleistung sicherer Arbeitsbedingungen.
Gefährdungsbeurteilung:
Identifikation und Bewertung von arbeitsbezogenen Gefahren und Risiken.
Notfallplanung:
Vorbereitung von Notfallplänen und -verfahren für potenzielle Gesundheits- und Sicherheitsvorfälle.
Schulungen und Bewusstsein:
Durchführung von Schulungen zur Förderung von Gesundheits- und Sicherheitsbewusstsein im Team.
Rechtskonformität:
Sicherstellung der Einhaltung aller relevanten Arbeitsschutzgesetze und -vorschriften.
Mitarbeiterbeteiligung:
Einbindung von Mitarbeitern in Entscheidungsprozesse und Verbesserungsinitiativen im Bereich Arbeitsschutz.
Überwachung und Messung:
Regelmäßige Überwachung der Gesundheits- und Sicherheitsleistung und Implementierung von Verbesserungsmaßnahmen.
ISO 11452Testplanung:
Integration von elektromagnetischen Verträglichkeitstests (EMV) in den Projektplan.
Anforderungsdefinition:
Spezifikation von EMV-Anforderungen für elektronische Komponenten und Systeme.
Koordination mit Testlaboren:
Planung und Koordination von Tests mit internen oder externen Laboren.
Ergebnisanalyse:
Bewertung von Testergebnissen und Implementierung notwendiger Korrekturmaßnahmen.
Dokumentation:
Erstellung und Pflege von Testberichten und -dokumentationen.
ISO 16750Umweltanforderungen:
Definition von Umweltbedingungen und -anforderungen für elektronische Systeme im Fahrzeug.
Teststrategie:
Entwicklung von Teststrategien zur Validierung der Leistungsfähigkeit unter verschiedenen Umweltbedingungen (z. B. Temperatur, Feuchtigkeit, Vibration).
Risiko- und Zuverlässigkeitsbewertung:
Bewertung der Zuverlässigkeit von Komponenten unter realen Betriebsbedingungen.
Lieferantenkoordination:
Sicherstellung, dass Zulieferer die erforderlichen Umweltprüfungen durchführen und dokumentieren.
Qualitätssicherung:
Integration von Umwelttests in den Qualitätsmanagementprozess.
ISO 11898Netzwerkplanung:
Design und Implementierung von CAN-Netzwerken entsprechend den Projektanforderungen.
Protokollanforderungen:
Sicherstellung der korrekten Anwendung und Konfiguration des CAN-Protokolls.
Integrationstest:
Planung und Durchführung von Tests zur Überprüfung der Netzwerkkommunikation und -leistung.
Fehlerbehandlung:
Entwicklung von Strategien zur Diagnose und Behebung von Netzwerkfehlern.
Dokumentation:
Erstellung detaillierter Netzwerkarchitekturen und Kommunikationsspezifikationen.
ISO 14229Diagnosefunktionen:
Integration von UDS-Diagnosefunktionen in Fahrzeugsteuergeräte und Systeme.
Kommunikationsplanung:
Definition und Implementierung von Diagnosekommunikationsabläufen.
Test und Validierung:
Durchführung von Diagnosetests zur Sicherstellung der korrekten Funktionalität und Konformität.
Service- und Wartungsstrategien:
Entwicklung von Strategien für die Fahrzeugwartung und -service unter Verwendung von UDS.
Sicherheitsaspekte:
Berücksichtigung von Sicherheitsmechanismen im Diagnoseprozess zur Verhinderung unbefugter Zugriffe.
AUTOSARSoftwarearchitekturplanung:
Anwendung der AUTOSAR-Standards zur Entwicklung modularer und skalierbarer Softwarearchitekturen.
Konfigurationsmanagement:
Nutzung von AUTOSAR-Tools und -Methoden zur effizienten Verwaltung von Softwarekomponenten.
Interoperabilität:
Sicherstellung der Kompatibilität und Interoperabilität zwischen verschiedenen Softwaremodulen und Steuergeräten.
Entwicklungsprozesse:
Anpassung der Entwicklungsprozesse an die AUTOSAR-Methodik und -Workflows.
Lieferantenkoordination:
Zusammenarbeit mit Zulieferern unter Verwendung gemeinsamer AUTOSAR-Standards und -Spezifikationen.
Training und Kompetenzentwicklung:
Sicherstellung, dass das Projektteam über das notwendige Wissen und die Fähigkeiten im Umgang mit AUTOSAR verfügt.
ISO 22737Begriffsverständnis:
Verwendung einheitlicher Begriffe und Definitionen im Projektteam und mit Stakeholdern.
Anforderungsdefinition:
Klarstellung des Automatisierungsgrads und entsprechender Anforderungen für das Fahrzeugprojekt.
Kommunikation:
Verbesserung der internen und externen Kommunikation durch gemeinsame Taxonomie.
Risikomanagement:
Verständnis der Implikationen verschiedener Automatisierungsstufen für Sicherheits- und Betriebsrisiken.
ISO 34501Testplanung:
Entwicklung umfassender Testszenarien zur Validierung automatisierter Fahrsysteme.
Szenario-Management:
Verwaltung und Priorisierung verschiedener Testszenarien basierend auf Risikobewertung und Relevanz.
Validierung und Verifizierung:
Sicherstellung, dass automatisierte Systeme unter vielfältigen Bedingungen sicher und zuverlässig funktionieren.
Datenmanagement:
Sammlung, Analyse und Nutzung von Testdaten zur kontinuierlichen Verbesserung des Systems.
Koordination mit Testeinrichtungen:
Planung und Durchführung von Tests in Zusammenarbeit mit spezialisierten Testzentren und Einrichtungen.
Tabelle: Projektmanagement relevante Anforderungen aus Normen und Standards

In dem Fall, wenn diese Standards und Normen projektrelevant sind, sollen die benötigten Standards und Normen aus der Tabelle oben in die Unternehmens- und Projektprozesse integriert werden. Es muss bewusst sein, dass nicht alle Anforderungen aus diesen Normen für Automotive-Projektmanagement relevant sind.

Um die Integration in Unternehmensprozesse zu realisieren, werden einzelne Punkte aus diesen Standards und Normen in die Anforderungen für Projektmanagement genommen und in den Unternehmensprozessen festgehalten. Weiter dienen diese Anforderungen als Grundlage für die Automotive-Projektmanagement-Aufgaben.


Projektmanagement-Methoden

Es gibt zahlreiche Projektmanagementmethoden, welche zurzeit eine Verwendung im Automotive-Bereich gefunden haben. In Kapiteln unten werden sämtliche Methoden für Projektmanagement beschrieben.

Nicht alle von diesen Methoden sind für unterschiedliche Projekte gleich „gut“ oder „schlecht“. Es kommt immer darauf an, welche Anforderungen im Projekt im Vordergrund stehen.

Diagramm: Übersicht - Automotive Projektmanagement Methoden
Diagramm: Übersicht – Automotive Projektmanagement Methoden

V-Modell (V-Modell)

Beschreibung: Das V-Modell ist eine lineare und sequenzielle Projektmanagementmethode, die häufig in der Automobilindustrie verwendet wird, insbesondere in der Entwicklung von sicherheitskritischen Systemen. Es zeichnet sich durch seine strenge Struktur aus, bei der jede Phase der Entwicklung eine entsprechende Testphase hat. Dies stellt sicher, dass jede Entwicklungsstufe überprüft und validiert wird, bevor zur nächsten übergegangen wird.
Eigenschaften:– Linke Seite: Anforderungsanalyse, Spezifikation, Systementwurf
– Rechte Seite: Implementierung, Integration, Systemtest, Abnahme
– Jede Entwicklungsphase ist mit einer entsprechenden Testphase verknüpft
– Feedbackschleifen ermöglichen Korrekturen und Anpassungen im Entwicklungsprozess
– Definierte Zuständigkeiten und Übergabepunkte zwischen den Phasen
Anwendung:Besonders geeignet für die Entwicklung von sicherheitskritischen Systemen, wie sie in der ISO 26262 für funktionale Sicherheit gefordert werden.
Begründung:In sicherheitskritischen Systemen ist es besonders wichtig, die entsprechenden ASPICE Process Capability Level (Prozess-Fähigkeitsniveau) zu erreichen. Aus diesem Grund müssen bestimmte Projektdokumente ein bestimmtes Capability-Niveau erreichen. Diese Ziele kann man besser erreichen, wenn schon während der Projektstartphase projektspezifische prozessuale Aktivitäten bestimmt sind und weiterhin während der Projektentwicklung eingehalten werden.

Die Tabelle unten zeigt die Abhängigkeit von bestimmten Ziel-ASIL-Levels im Projekt und benötigten (empfohlenen) Process Capability Levels:

ASIL Stufe:Risiko Einstufung:Empfehlung: ASPICE Capability Level:Begründung:
ASIL AGeringLevel 2Standardisierte Prozesse ausreichend.
ASIL BMittelLevel 3Dokumentierte und proaktiv gemanagte Prozesse.
ASIL CHochLeve 3-4Definierte und quantitativ gesteuerte Prozesse.
ASIL DHöchsteLevel 4-5Höchste Prozesskontrolle und kontinuierliche
Tabelle: Abhängigkeit von ASIL-Stufe und empfohlene Capability Level

Das V-Modell wird ausführlich im Artikel: Automotive SPICE (ASPICE) beschrieben.


Agile Methoden (Scrum)

Beschreibung:Agile Methoden sind iterativ und inkrementell und ermöglichen es Teams, schneller auf Veränderungen zu reagieren, indem in kurzer Zeit sogenannte Sprints geplant und durchgeführt werden. Sie stellen für ein Entwicklungsteam kurzfristige Ziele auf. In der Automobilindustrie werden agile Methoden zunehmend verwendet, insbesondere bei der Entwicklung von Software und bei Projekten, die hohe Unsicherheiten oder sich schnell ändernde Anforderungen aufweisen.
Eigenschaften:– Arbeit wird in festen Zeitintervallen (Sprints) organisiert, die typischerweise 1 bis 4 Wochen dauern
– Am Beginn jedes Sprints wird der Sprint-Backlog festgelegt, der den Umfang der zu erledigenden Aufgaben bestimmt
– Am Ende eines jeden Sprints erfolgt eine Überprüfung sowie eine Reflexion des Arbeitsprozesses
Anwendung:Einsatz vorwiegend in langen Softwareentwicklungsprojekten, welche sich regelmäßig ändern (beispielsweise bei der Entwicklung von Infotainmentsystemen oder Fahrerassistenzsystemen (ADAS)).

Im Artikel: Agiles Projektmanagement sind mehr Informationen vorhanden, speziell für das Thema: Agile-Methoden.


Automotive SPICE (ASPICE)

Beschreibung:ASPICE ist kein Projektmanagement-Modell im traditionellen Sinne, sondern ein Reifegradmodell, das speziell für die Automobilindustrie entwickelt wurde. Das Modell erlaubt eine Bewertung und Verbesserung der Entwicklungsprozesse in einem Automotive-Projekt.
Eigenschaften:– Definiert klar abgegrenzte Prozessbereiche (z. B. Anforderungsmanagement, Design, Implementierung, Test, Konfigurationsmanagement) mit festgelegten Zielen und Ergebnissen
– Bewertet Prozesse anhand von fünf Reifegraden (Capability Levels)
– Fördert iterative Optimierung und regelmäßige Prozessbewertungen
– Legt großen Wert auf klare Dokumentation
Anwendung:Wird verwendet, um die Prozesse in der Softwareentwicklung zu bewerten und kontinuierlich zu verbessern. ASPICE wird oft zusammen mit anderen Methoden wie dem V-Modell oder Agile verwendet.

Der Artikel: V-Modell als Projektmanagementmethode beinhaltet mehr Details zum Thema ASPICE und V-Modell.

Wenn Sie Fragen zu ASPICE und/oder V-Modell sowie zu Agilen-Methoden haben und die Erfahrungswerte aus der Praxis hören möchten, kontaktieren Sie mich gerne:


PRINCE2 (Projects in Controlled Environments)

Beschreibung:PRINCE2 ist eine strukturierte Projektmanagementmethode, die in der Automobilindustrie verwendet wird, um Projekte effizient zu planen und zu kontrollieren. Sie ist flexibel und kann an die spezifischen Bedürfnisse eines Projekts angepasst werden, was sie besonders nützlich in komplexen und ressourcenintensiven Projekten macht.
Eigenschaften:– Projekte müssen einen Business Case haben (Notwendigkeit und Nutzen)
– Der Fokus liegt bei PRINCE2 auf Qualität und klare Definition vom gelieferten Produkt
– Aus Erfahrung Lernen: Verbesserung von Prozessen und Abläufen sowie Qualität durch das Sammeln und Anwenden von Erfahrungen aus frühem und aktuellem Projekt
– Klare Rollen- und Verantwortlichkeiten Definition
– Aufteilung eines Projektes in Phasen. Während jeder Phase werden die gesetzten und erfüllten Ziele überprüft.
– Für die wichtigsten Projektparameter, wie Zeit, Kosten und Qualität, werden die Toleranzen festgelegt. Solange Toleranzen eingehalten werden, verläuft das Projekt ohne zusätzliche Lenkungseingriffe
– PRINCE2 ist flexibel und kann an die spezifischen Projektanforderungen angepasst werden
Anwendung:Besonders nützlich in großen, komplexen Projekten mit klar definierten Phasen und detaillierter Dokumentation, wie der Entwicklung neuer Fahrzeugplattformen.

Six Sigma

Beschreibung:Die Six-Sigma-Methode ist die Methode zur Prozessverbesserung, die darauf abzielt, Fehler zu minimieren und die Qualität zu maximieren. In der Automobilindustrie wird Six Sigma häufig in Verbindung mit Lean-Methoden angewendet, um Produktions- und Entwicklungsprozesse effizienter zu gestalten. Die Six Sigma-Projektmanagementmethode basiert auf DMAIC-Methode: (D)efine, (M)easure, (A)nalyze, (I)mprove, (C)ontrol
Eigenschaften:– Kundenorientierung
– Prozessorientierung
– Datenbasierte Entscheidungen im Projekt
– Lessons Learned Verbesserungen
– Prozessorientierung und Prozessoptimierung
Anwendung:Häufig in der Fertigung und Qualitätskontrolle, aber auch in der Entwicklung zur Verbesserung von Prozessen und Reduzierung von Fehlern.

Waterfall (Wasserfallmodell)

Beschreibung:Das Wasserfallmodell ist eine traditionelle lineare Projektmanagementmethode, bei der das Projekt in aufeinanderfolgende Phasen unterteilt wird. Jede Entwicklungsphase muss abgeschlossen sein, bevor die nächste beginnt. Diese Methode wird in der Automobilindustrie häufig verwendet.
Eigenschaften:– Sequenzieller Ablauf
– Entwicklungsphasen: Anforderungsanalyse, Systemdesign, Implementierung / Codierung, Testen, Integration und Einsatz, Wartung
– Dokumentationsgetrieben
Anwendung:Einsatz in Projekten mit stabilen Anforderungen oder zusammen mit Hybrid-Projektmanagementmethoden.

Hybrid-Methoden

Beschreibung:Die Hybrid-Projektmanagementmethoden kombinieren traditionelle Methoden und agile Ansätze. Durch solchen Ansatz versucht man die Vorteile von beien Methoden zu nutzen.
Eigenschaften:– Anwendung von unterschiedlichen Projektmanagement-Methoden in unterschiedlichen Projektphasen (e.g. V-Modell in Anforderungsanalyse und Agile in Softwareentwicklung)
Anwendung:Besonders nützlich in Projekten, die sowohl stabile als auch flexible Anforderungen haben.

Critical Chain Project Management (CCPM)

Beschreibung:CCPM ist eine Projektmanagementmethode, die sich auf die Ressourcenauslastung und die Vermeidung von Engpässen konzentriert. Sie zielt darauf ab, Projekte schneller und effizienter abzuschließen, indem die Pufferzeiten reduziert und Ressourcen optimal genutzt werden. CCPM ist keine vollumfängliche Projektmanagementmethode, die alle Aspekte eines Projekts abdeckt, sondern vielmehr eine spezialisierte Technik oder ein Ansatz, der sich darauf konzentriert, Ressourcenengpässe zu identifizieren und die Zeit Planung zu optimieren. Es kann als Ergänzung zu anderen, umfassenderen Projektmanagementmethoden verwendet werden, um spezifische Probleme zu adressieren, wie z. B. die Minimierung von Verzögerungen und die Verbesserung der Ressourcennutzung
Eigenschaften:– CCPM identifiziert den kritischen Aufgabenpfad, um Verzögerungen zu minimieren.
– Es reduziert Multitasking durch fokussierte Ressourcennutzung.
– Strategisch eingesetzte Zeitpuffer kompensieren Unsicherheiten.
– Buffer Management ermöglicht proaktive Steuerung von Projektverzögerungen.
Anwendung:Einsatz in Projekten, bei denen die Ressourcennutzung kritisch ist, wie bei der Entwicklung neuer Fahrzeugmodelle unter engen Zeitvorgaben.
Begründung:CCPM ist eine Ergänzungsmethode für herkömmliche Projektmanagementmethoden.

Wie es ersichtlich ist, sind nicht alle Projektmanagement-Methoden wirklich für Anwendung im Automotive-Bereich geeignet, da diese Projekte meistens auf Software fokussiert sind und in der Softwarewelt mehr als genug Änderungen während der Projektlaufzeit gibt.


Umsetzung von Projektmanagement-Modellen in Automotive Industrie


Automotive-Projektmanager und Projektmanager Aufgaben

In modernen Automotive-Projekten werden viele Aufgaben im Projektmanagement von einem Projektmanager vollzogen und vorangetrieben. In den Kapiteln unten befindet sich die Information darüber, wer ein Projektmanager (Rolle) ist und welche Aufgaben diese Rolle in einem modernen Automotive-Projekt hat.

Man muss im Fokus beibehalten, dass jedes Projekt unterschiedliche Gegebenheiten hat und unterschiedliche Kundenanforderungen realisiert.

In verschiedenen Unternehmen gibt es unterschiedliche etablierte Prozesse, welche Projektabläufe unterschiedlich beschreiben. Aus diesem Grund kann es, zumindest aus meiner Sicht, keine Projektmanager-Definition geben, die für jedes Projekt passt.

Stattdessen versuche ich hier die Merkmale und wesentliche Aufgaben von einem Projektmanager in einem Automotive-Projekt zu beschreiben.


Projektmanager

Hier im Kontext des Projektmanagements wird nicht über eine bestimmte Ausbildung, sondern mehr um eine Rolle im Projekt gesprochen.

So ist ein Projektmanager ein Projektstakeholder mit Aufgaben und Verantwortlichkeiten, welche im weiteren Verlauf näher erklärt werden.


Wer ist ein Projektmanager?

Ein Projektmanager ist eine Rolle im Projekt, welche einer bestimmten Person mit geprägten fachlichen und (soft-Skills) geistigen Merkmalen ausgestattet ist, wie:

  • Fähigkeit, mit und im Team zu arbeiten
  • Führungsfähigkeiten und Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsfähigkeit, interkulturelle Kompetenz
  • organisatorische Fähigkeit wie Multitasking, Dokumentationsmanagement
  • Fachliche Autorität
  • Tiefe Kenntnisse in Fachgebieten, welche verwaltet (“gemanaged”) werden müssen, wie Projektmanagementmethoden, Risikomanagement, Budgetkontrolle
  • persönliche Fähigkeiten wie Belastbarkeit, Anpassungsfähigkeit und Genauigkeit

Projektmanager Aufgaben

In dem Kapitel möchte ich erklären, wie die Aufgaben von einem Projektmanager entstehen. Wie schon in dem Kapitel: „Automotive Bereich Projektmanagement Anforderungen“ erwähnt wurde, gibt es eine große Anzahl von unterschiedlichen Standards und Normen, welche relevanten Anforderungen beinhalten. Da wir uns im Rahmen dieses Dokuments stark in Zeit und Umfang eingeschränkt vom Umfang der übermittelten Information sind, werde ich mich auch auf die wichtigste Automotive-Norm beschränken: ASPICE.

Zur Veranschaulichung werde ich die Anforderungen, relevant für Projektmanagement, aus dem Standard nehmen und erklären, wie die Standard-Anforderungen in die Projektanforderungen (eigentliche Aufgaben von einem Projektmanager) für Projektmanagement überfließen und formuliert werden.


Projektaufgaben für Projektmanager

In jedem Unternehmen gibt es eine Abteilung, welche sich mit Prozessen beschäftigt und für die Erstellung und Verbesserung dieser Prozesse zuständig ist. In größeren Unternehmen gibt es interdisziplinäre Arbeitsgruppen, und in kleineren Unternehmen übernehmen diese Aufgabe die QM-Abteilung. Diese Organisationseinheiten beschäftigen sich damit, die Prozesse zu definieren, überwachen und zu verbessern.

Auf dem Diagramm unten kann man sehen, wie die Automotive-Projektmanagement-Prozesse entstehen und verbessert werden können.

Diagramm: Entstehung und Verbesserung von Automotive Projektmanagement Prozessen (Aufgaben vom Projektmanager)
Diagramm: Entstehung und Verbesserung von Automotive Projektmanagement Prozessen (Aufgaben vom Projektmanager)

Hier sind die Schritte, welche für die Erstellung, Aufrechterhaltung und Verbesserung von Automotive-Projektmanagement relevanten Prozessen vereinfacht dargestellt werden. Auf diesem Diagramm fehlen die Aufgaben, welche für spezielles Projekt ergänzend gelten. Außerdem muss man beachten, dass die Projektmanagementaufgaben nicht alle „nur“ für die Projektmanager bestimmt sind.

Es gibt Projektmanagementaufgaben, welche von anderen Projektstakeholdern ausgeführt werden können. Man sieht hier, dass die Verbesserung von definierten Prozessen nur im Zusammenhang von einem Projektteam möglich ist.


ASPICE Projektmanagement relevanten Anforderungen

Das zentrale Dokument für Automotive-Projektmanagement ist in der Norm ASPICE festgehalten. Dort gibt es drei Kapitel relevant für Projektmanager und Projektmanagement.

In der ASPICE Norm, Kapitel 4.9: “Management process group (MAN)” ist beschrieben, was von der Projektmanagementseite gemacht werden muss, damit die ASPICE Vorgaben zufriedengestellt werden. Die „Base Practices“ aus diesem Kapitel beschreiben die Aufgaben (siehe unten) für Projektmanager.

An der Stelle werde ich als Grundlage zum Vorführen nur das Kapitel “MAN.3 Projektmanagement” unter Visier nehmen und in die deutsche Sprache übersetzen. Für die restlichen zwei Kapitel werden nur die Ziele von Anforderungen erwähnt.


ASPICE – MAN.3 Project Management (MAN) – MAN.3 Projektmanagement

Das Anforderungsziel:

.. die Aktivitäten zu identifizieren und zu steuern sowie die notwendigen Ressourcen für ein Projekt zur Entwicklung eines Produkts bereitzustellen, im Rahmen der Anforderungen und Einschränkungen des Projekts.

BasispraxisBeschreibung:
MAN.3.BP1: Definiere den Arbeitsumfang.Identifiziere die Projektziele, die Motivation und die Grenzen des Projekts.
MAN.3.BP2: Definiere den Lebenszyklus des Projekts.Definiere den Lebenszyklus des Projekts, der dem Umfang, dem Kontext und der Komplexität des Projekts angemessen ist. Definiere einen Release-Umfang für relevante Meilensteine.
Hinweis 1: Dies kann die Abstimmung des Projektlebenszyklus mit dem Entwicklungsprozess des Kunden umfassen.
MAN.3.BP3: Bewerte die Machbarkeit des Projekts.Bewerte die Machbarkeit der Erreichung der Projektziele im Hinblick auf Zeit, Schätzungen und verfügbare Ressourcen.
Hinweis 2: Die Bewertung der Machbarkeit kann technische Einschränkungen des Projekts berücksichtigen.
MAN.3.BP4: Definiere und überwache Arbeitspakete.Definiere und überwache Arbeitspakete sowie deren Abhängigkeiten gemäß dem definierten Projektlebenszyklus und den Schätzungen.
Hinweis 3: Die Struktur und die Größe der Arbeitspakete unterstützen eine angemessene Fortschrittsüberwachung.
Hinweis 4: Arbeitspakete können in einer Aufgabenstruktur (Work Breakdown Structure) organisiert werden.
MAN.3.BP5: Definiere und überwache Projektschätzungen und Ressourcen.Definiere und überwache Projektschätzungen bezüglich Aufwand und Ressourcen basierend auf den Projektzielen, den Projektrisiken, der Motivation und den Grenzen.
Hinweis 5: Beispiele für erforderliche Ressourcen sind Budget, Personal, Produktmuster oder Infrastruktur.
Hinweis 6: Projektrisiken (unter Verwendung von MAN.5) können berücksichtigt werden.
Hinweis 7: Schätzungen und Ressourcen können Ingenieurwesen, Management und unterstützende Prozesse umfassen.
MAN.3.BP6: Definiere und überwache erforderliche Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen.Identifiziere und überwache die erforderlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen für das Projekt in Übereinstimmung mit den Schätzungen und Arbeitspaketen.
Hinweis 8: Schulungen, Mentoring oder Coaching von Einzelpersonen können angewendet werden, um Abweichungen von den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen zu beheben.
MAN.3.BP7: Definiere und überwache Projekt-Schnittstellen und vereinbarte Verpflichtungen.Identifiziere und stimme die Schnittstellen des Projekts mit betroffenen Stakeholdern ab und überwache die vereinbarten Verpflichtungen. Definiere einen Eskalationsmechanismus für nicht erfüllte Verpflichtungen.
Hinweis 9: Betroffene Stakeholder können andere Projekte, Organisationseinheiten, Unterauftragnehmer und Dienstleister umfassen.
MAN.3.BP8: Definiere und überwache den Projektzeitplan.Weise Ressourcen auf Arbeitspakete und plane jede Aktivität des Projekts. Überwache die Durchführung der Aktivitäten im Vergleich zum Zeitplan.
MAN.3.BP9: Stelle Konsistenz sicher.Passe regelmäßig Schätzungen, Ressourcen, Fähigkeiten, Arbeitspakete und deren Abhängigkeiten, Zeitpläne, Pläne, Schnittstellen und Verpflichtungen für das Projekt an, um Konsistenz mit dem Arbeitsumfang sicherzustellen.
Hinweis 10: Dies kann die Berücksichtigung kritischer Abhängigkeiten umfassen, die eine Eingabe für das Risikomanagement darstellen.
MAN.3.BP10: Überprüfe und berichte über den Fortschritt des Projekts.Überprüfe und berichte regelmäßig den Status des Projekts und die Erfüllung der Arbeitspakete im Vergleich zum geschätzten Aufwand und zur Dauer an alle betroffenen Parteien. Verhindere das erneute Auftreten erkannter Probleme.
Hinweis 11: Projektüberprüfungen können in regelmäßigen Abständen durch das Management durchgeführt werden. Projektüberprüfungen können zur Identifizierung von Best Practices und Lessons Learned beitragen.
Hinweis 12: Siehe SUP.9 zur Lösung von Problemen.
Tabelle: Projektmanager Aufgaben aus der Sicht von ASPICE Norm – MAN.3 Projektmanagement
ASPICE – MAN.5 Riskmanagement – MAN.5 Riskmanagement

Das Anforderungsziel:

“.. regelmäßig prozessbezogene und produktbezogene Risiken zu identifizieren, zu analysieren, zu behandeln und zu überwachen.”


ASPICE – MAN.6 Measurement – MAN.6 Projekt-Metriken

Das Anforderungsziel:

“.. die Daten im Kontext der Entwicklungsergebnisse und den in der Organisation und ihren Projekten implementierten Prozessen zu sammeln und zu analysieren, um das effektive Management der Prozesse zu unterstützen.”


ASPICE – MAN.3 Outcome Matrix

In jedem von diesen drei Kapiteln gibt es eine Überprüfungsmatrix, welche als Crosscheck für das Projektteam gilt.

Es zeigt an, in welchem von den Arbeitsprodukten bestimmte Base Practices durchgeführt werden müssen.

Tabelle: ASPICE Outcome Matrix (Base Practice - Arbeitsprodukte Zuordnung)
Tabelle: ASPICE Outcome Matrix (Base Practice – Arbeitsprodukte Zuordnung)

Die Inhalte von einem bestimmten Arbeitsprodukt, z. B. “08-53 Scope of work” sind in Form einer Auflistung unten in ASPICE-Norm (Table B.2 – Information Item Characteristics) beschrieben:

08-53 Scope of work (Arbeitsumfang)

  • Summary of deliverables for a project (Zusammenfassung über Auslieferungen für Projekt)
  • Intended use for the deliverables (Verwendungszweck der Auslieferungsstücke)
  • Main functions to be realized (Welche Hauptfunktion vom Produkt muss realisiert werden)
  • Target delivery date and major milestones (Festlegung vom Zieldatum für die Auslieferungen)
  • Work products and activities that are not in scope of the project as needed (Arbeitsergebnisse und Aktivitäten, die nach Bedarf nicht zum Projektumfang gehören)
  • Target markets (Zielmärkte)
  • Applicable standards and legal requirements (Geltende Normen und gesetzliche Anforderungen)
  • Reuse options (Widerverwendbarkeitsoptionen)
  • Integration of third party deliveries (Integration von Auslieferungen von 3rd Party Anbieter)

Jetzt haben wir bestimmte Aufgaben, welche in ein Prozessdokument gehören. Der Name und die Struktur von Dokumenten sind Anliegen des Unternehmens. Es muss lediglich sichergestellt sein, dass die Anforderungen umgesetzt werden müssen. Es wird von der Norm aber nicht festgelegt, wie die Dokumente genannt und implementiert werden sollen/müssen.

Im Weiteren werden alle Anforderungen iterative durchgegangen und in die entsprechenden Prozessdokumente eingepflegt. Für jedes Arbeitsprodukt gibt es eine Anzahl von Punkten, welche durch Projektmanager oder eine andere zugeteilte Rolle erledigt werden müssen. Aktuell haben wir nur die ASPICE-Norm angeschaut. Die Vorgehensweise in diesem Kapitel muss für jede relevante Norm und jeden relevanten Standard wiederholt werden.


Fazit

Das Automotive-Projektmanagement beinhaltet einen breiten Aufgabenbereich. Wir haben gerade nur eine Norm und ein bestimmtes Arbeitsprodukt angeschaut, dabei haben wir festgestellt, dass ein Teil von den Normen und Standards aus der Tabelle: “Projektmanagement relevanten Standards und Normen” in Prozessdokumenten und danach auch in Projektdokumenten teilweise festgehalten werden müssen.

Es ist wichtig, dass die Prozessdokumente alle Anforderungen für das Projektmanagement haben, ständig verbessert und aufrechterhalten werden.

Dabei spielt im Prinzip keine Rolle, welche Projektmanagement-Methode für ein bestimmtes Projekt gewählt ist.

Zu diesem Thema kann man weitere Artikel finden:

Wenn Sie weiterhin Fragen zum Thema: Projektmanagement haben, kontaktieren Sie bitte mich:


Quellenangaben:

Autor: Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik (FH) Oleg Czaikowsky, den 02.02.2025