Agile-Projektmanagement

Der Artikel ist eine Einführung in das Thema Agile-Projektmanagement. Hier finden Sie die Grundprinzipien, Methoden, Verantwortlichkeiten und Tipps aus der Praxis.

Für wen ist dieser Artikel?

Ziele des Artikels:Einführung in das Thema: Agile-Projektmanagement
Artikelzielgruppe:Interessenten aus Automotive-Umfeld, Projektmanagement-Interessenten
Sprache:technisch und Automotive, mit vielen spezifischen Begriffen
Empfohlene Vorkenntnisse / Kommentare:Agile-Projektmanagement Grundkenntnisse
Hilfsmittel:Vokabular, *1)
Lesedauer:ca. 25 Minuten

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Definition

Das Wort „Agile“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „beweglich“ oder „anpassungsfähig“. Daraus entstand die Definition:

Agile-Softwareentwicklung bezeichnet Ansätze im Softwareentwicklungsprozess, die die Transparenz und Veränderungsgeschwindigkeit erhöhen und zu einem schnelleren Einsatz des entwickelten Systems führen sollen, um so Risiken und Fehlentwicklungen im Entwicklungsprozess zu minimieren. [1].

Abbildung: Agile-Projektmanagement

Abbildung: V-Modell- Projektmanagementmethode

Die Theorie:

Die traditionellen Projektmanagementmethoden werden zunehmend mit Agile-Projektmanagementmethoden ersetzt, weil die „alten“ Methoden nicht so schnell auf die Änderungen im Entwicklungsumfeld reagieren können und an ihre Grenzen stoßen.

Die Agile-Methode konzentriert sich viel mehr auf die schnelle Anpassung an die ständig ändernden Projektgegebenheiten. Das Ziel ist, das Produkt schnell anzupassen, die Projektstakeholder und Teammitglieder auf dem Laufenden zu halten sowie die nötige Produktqualität zu liefern.


Ein Projekt, das klassisch abläuft, hat von Anfang an einen detaillierten Plan mit Projektphasen und Aufgaben, der über die Projektlaufzeit verfolgt wird. Falls es zu einer Änderung kommt, muss der Plan abgeändert werden, somit entstehen Aufwände.

Bei der agilen Vorgehensweise wird ein Projekt in kleinen Abschnitten geplant, mit vielen Iterationen (Sprints), die als Output ein kleines, fertiges Ergebnis dem Kunden liefern.

Damit stellt man sicher, dass die Projektstakeholder und das Team schnell auf die Anpassungen reagieren können und die nötigen Schritte während der Projektentwicklung möglichst schnell umsetzen. Es werden nur grobe Ziele für das Projekt definiert und die Details werden während des Projekts konkretisiert.

Der Kunde nimmt dabei unmittelbar teil am Projekt und liefert seinen Input schnell und auf einfache Weise. Der Kunde steht im Projekt im Mittelpunkt und kommuniziert mit dem Entwicklungsteam ständig und direkt.

Die regelmäßigen Runden helfen, die nötige Information zwischen dem Team und den Stakeholdern zu sammeln und die Rückmeldungen in die nächsten Sprints einzuplanen.


Geschichte des Agile-Projektmanagements

Auf der untenstehenden Abbildung sind die wichtigsten Meilensteine der Agile-Projektmanagement-Entwicklung erläutert.

Abbildung: Geschichte des Agile-Projektmanagements
Abbildung: Geschichte des Agile-Projektmanagements

Die Geschichte fängt in der Mitte der 1950er Jahre an, in denen die ersten formellen Ernennungen zu dieser Vorgehensweise stattgefunden haben.

In den 1990er Jahren hat man die ersten größeren Softwareprojekte mithilfe dieser Methode bewältigt.

Der große Durchbruch fand statt, als im Jahr 2001 mehrere bekannte Software-Entwickler aus den USA das sogenannte „Agile Manifesto“ [4] formuliert haben (siehe unten). Nach diesem Zeitpunkt wurde das agile Projektmanagement mehr und mehr in unterschiedlichen Projekten und Branchen eingesetzt.

Laut der Analyse [5] haben im Jahr 2015 79 % der Projekte die Scrum-Agile-Methode und 64 % die Continuous-Integration-Methode in Projekten verwendet.


Grundprinzipien des agilen Projektmanagements – “Agile Manifesto”

Im Jahr 2001 wurden die Werte und Grundprinzipien des Agile-Projektmanagements durch eine Gruppe von Softwareentwicklern festgelegt, das sogenannte „Agile Manifesto“. Diese Prinzipien werden in modernen Automotive-Projekten angewendet.

Leider wird die Methode in Automotive-Projekten meistens „zu direkt“ integriert und tatsächlich werden viele Dokumente aus dem Projektfokus weggelassen, was dazu führt, dass die wichtigen Anforderungen aus Standards und Normen nicht entsprechend umgesetzt sind.

Dazu gibt es mehr Informationen in den folgenden Kapiteln und in Lessons Learned.

Daher ist es zu empfehlen, beim Einführen des Agile-Projektmanagements die aktuellen Prozesse so anzupassen, dass der Projektfokus nicht verschwommen wird und die Anforderungen aus den Standards und Normen nicht vernachlässigt werden.


4 Werte des agilen Projektmanagements

Das “Agile Manifesto” basiert auf vier zentralen Werten:

Individuen und Interaktionen über Prozesse und Werkzeuge:

  • Der Punkt besagt, dass der Schwerpunkt bei der Entwicklung auf die Menschen im Team gelegt wird. Es wird darauf geachtet, dass zwischen den Teammitgliedern und anderen Projekt-Stakeholdern die Kommunikation und Zusammenarbeit im Vordergrund stehen, dagegen nehmen Prozesse und Tools die zweite Rolle.

Funktionierende Software über umfassende Dokumentation:

  • Auch wenn dies zunächst stark auf die Softwareentwicklung abzielt, lässt sich dieses Prinzip auch auf andere Bereiche übertragen. Der Fokus liegt darauf, dass man Ergebnisse liefert, die funktionieren. Man plant zwar weiter, aber die Priorität liegt auf dem, was tatsächlich nutzbar ist. Man möchte, dass das Team kontinuierlich vorzeigbare Ergebnisse liefert, statt sich in endlosen Planungen und Dokumentationen zu verlieren.

Zusammenarbeit mit dem Kunden über Vertragsverhandlungen:

  • In traditionellen Projekten sind die Beziehungen zu den Kunden oft durch starre Verträge und Vereinbarungen geregelt. Im agilen Projektmanagement achtet man jedoch darauf, dass die Kunden kontinuierlich in den Prozess eingebunden sind. Der Kunde wird als wichtiger Stakeholder gesehen, dessen Feedback kontinuierlich in das Projekt einfließt.
  • Reagieren auf Veränderungen durch das Befolgen eines Plans: Anstatt sich an einen starren Plan zu halten, achtet man im agilen Projektmanagement darauf, flexibel zu bleiben. Veränderungen sind nicht nur eine Störung, sondern eine Chance, das Projekt zu verbessern.

Diese Punkte stellen die Interaktion zwischen Projektteilnehmern und den Stakeholdern in den Mittelpunkt. Damit versucht man die langen ziehenden Prozesse zu überwinden und schnell und auf einfache Weise auf die Veränderungen zu reagieren.

Diagramm: Agile-Management - 4 Werte
Diagramm: 4 Werte des Agile-Management

12 Prinzipien des Aglie-Projektmanagements

Neben den Werten gibt es noch zwölf Prinzipien, die das Agile-Projektmanagement auszeichnen.

In dem untenstehenden Diagramm erhalten Sie einen Überblick über die zwölf Prinzipien, und weiter unten findet man die Kommentare dazu.

12 Prinzipien des Agile-Projektmanagement
Diagramm: 12 Prinzipien des Agile-Projektmanagements

Kundenzufriedenheit hat oberste Priorität

„Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühzeitige und kontinuierliche Lieferung wertvoller Software (bzw. Produkte) zur Verfügung zu stellen.“


Willkommen von Veränderungen

„Anforderungsänderungen sind selbst spät in der Entwicklung willkommen. Die Agile-Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.”


Lieferung von funktionierender Software

„Liefern Sie funktionierende Software (bzw. Produkte) regelmäßig, in einem Zeitraum von wenigen Wochen bis zu wenigen Monaten, mit einer Präferenz für die kürzere Zeitspanne.“


Fachspezialisten und Entwickler

„Fachleute und Entwickler müssen während des Projekts täglich zusammenarbeiten.“


Motivation und Unterstützung des Teams

„Schaffen Sie ein Umfeld, in dem motivierte Individuen arbeiten können. Geben Sie denen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen, und vertrauen Sie darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.“


Direkte Kommunikation

„Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen in einem Entwicklungsteam auszutauschen, ist persönliche Ansprache.“


Fortschritt durch funktionierende Software

„Funktionierende Software (bzw. Produkte) ist das primäre Maß für den Fortschritt.“


Nachhaltige Entwicklung

„Auftraggeber, Entwickler und Benutzer behalten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit.“


Technische Exzellenz und gutes Design

„Hohe Aufmerksamkeit für technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.“


Einfachheit

„Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell.“


Selbstorganisierte Teams

„Die Teams organisieren sich selbst, für die besten Arbeitsergebnisse.“


Regelmäßige Reflexion und Anpassung

„In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann, und passt sein Verhalten entsprechend an.“


Agile-Methoden im Detail: Scrum, Kanban und Extreme Programming (XP)

Scrum: Struktur und Flexibilität

Scrum [6][7][8][10] ist eine der bekanntesten agilen Methoden und wird oft im Automotive-Bereich in Softwareprojekten eingesetzt. Als Erstes wird das Projekt in sogenannten Sprints geplant. Die Sprints dauern meistens eine, zwei oder vier Wochen und haben das Ziel, einen Teil der Produktsoftware an einen Kunden auszuliefern.

Nach einem Sprint werden die Arbeitsergebnisse analysiert und kritisch überprüft. Die Mängel werden für den nächsten Sprint eingeplant und umgesetzt.

Für Scrum definiert man im Projekt folgende Rollen:

  • Product Owner: Er legt die Prioritäten für die umgesetzten Anforderungen im Product Backlog und legt somit die Umfang für die Auslieferungen fest
  • Scrum Master: Er überprüft, dass das Team nach Scrum-Prinzipien arbeitet und versucht, die Hindernisse für die Teamarbeit zu beseitigen
  • Entwicklungsteam: Das Entwicklungsteam arbeitet an der Implementierung des Arbeitsumfangs in einem Projekt
Abbildung: Agiles Projektmanagement – SCRUM

Die täglichen Stand-up-Meetings helfen den Teammitgliedern, eng zusammenzuarbeiten und den Projektfortschritt täglich abzugleichen


Kanban: Visualisierung und kontinuierliche Verbesserung

Abbildung: Kanban Board

Eine weitere Methode, die in der Automobilindustrie häufig eingesetzt wird, ist Kanban. Kanban basiert auf der Idee, dass man die Arbeit und Arbeitsschritte visualisiert. Die Arbeitspakete werden in unterschiedlichen Blöcken dargestellt, sodass eine bestimmte Reife des Vorgangs gezeigt werden kann (z. B. „Backlog“, „In Progress“, „Implemented“, „Tested“, „Done“).

Als Erstes kommen die Arbeitspakete nach „Backlog“. Danach werden die Aufgaben von Teammitgliedern implementiert und sobald dieser Schritt fertig ist, ändert sich der Status eines Arbeitspaket auf „Implemented“. Dieses Arbeitspaket wird danach getestet und nach dem Test ändert sich der Status vom Arbeitspaket auf „Tested“. Abschließend werden die dazugehörigen Dokumente fertiggestellt und das Arbeitspaket ist somit für die Auslieferung an den Kunden fertig. Der Status des Elementes wechselt sich zu „Done“.


Dieses Prinzip erlaubt nicht mehr in festen Sprints zu arbeiten sondern kontinuierliche Fortschritte im Projekt zu erleben. Das Team sorgt dafür, dass es keine Engpässe im Arbeitsablauf gibt und bearbeitet die auf dem Kanban‑Board dargestellten Aufgaben.

Die Methode erlaubt es, die Flexibilität beizubehalten, und das Team weiß genau, welche Aufgaben zu erledigen sind. Auch werden die Ergebnisse aus den durchgeführten Retrospektiven analysiert. Ein Optimierungspotenzial wird erarbeitet und in die Entwicklung integriert.



Extreme Programming (XP): Qualität durch technische Exzellenz

Extreme Programming (XP) ist eine agile Methode, die speziell für die Softwareentwicklung ausgelegt, aber im Automotive-Bereich nicht weitverbreitet ist. Hier wird besonders auf technische Exzellenz geachtet, um die Qualität der Arbeit stetig zu steigern. Die technische Exzellenz bedeutet, dass die Software nach der bestmöglichen Qualität entwickelt wird. Nachfolgend sind die Schlüsselwörter des Extreme Programming (XP) aufgeführt:

  • Kontinuierliche Verbesserung des Codes
  • Testgetriebene Entwicklung
  • Einfaches Design
  • Paarprogrammierung (2 Entwickler am gleichen Platz)
  • Kollektive Code-Verantwortung (jeder im Team ist für den ganzen Code im Projekt verantwortlich)
  • Kontinuierliche Integration
Abbildung: Extreme Programming (XP)

Wie schon aus dem letzten Absatz erkennbar ist, legt Extreme Programming (XP) einen großen Wert auf großen Wert auf ständige Verbesserung und hohe Codequalität. Die wesentlichen Schlüsselpunkte des Extreme Programming (XP) sind: Paarprogrammierung und Testgetriebene Entwicklung.


Wahl der richtigen Methode


Die Rollen im agilen Projektmanagement (Scrum)

An dieser Stelle möchte ich die Scrum-Rollen kurz ansprechen. Die Scrum-Methode ist die meistverwendete Agile-Projektmanagementmethode im Automotive-Bereich. Im Rahmen dieses Dokuments möchten wir kurz die Rollen im Scrum ansprechen.

In Agile-Scrum-Projekten wird darauf geachtet, dass das Team und die Stakeholder gut und eng zusammenarbeiten und jeder seine spezifischen Verantwortlichkeiten kennt. Somit sorgt man dafür, dass die Arbeit effizient abläuft und Missverständnisse vermieden werden.


Product Owner: Stimme des Kunden

Der Product Owner ist die Schnittstelle zwischen dem Kunden und dem Projekt. Die Informationen, wie Implementierungswünsche und zeitliche Abläufe für die Auslieferungen zwischen Auftragsgeber und Projekt, fließen über den Product Owner. Der Product Owner ist auch dafür verantwortlich, dass die bestimmten Anforderungen zu den jeweiligen Zeitpunkten implementiert werden können (sollen).

Das Ziel von agilen Methoden ist, möglichst schnell die Arbeitsergebnisse in Form einer Auslieferung zu generieren und an einen Kunden auszuliefern.

Die Auslieferung soll einem Kunden einen bestimmten Mehrwert bieten. Damit das Vorgehen problemlos läuft, erstellt der Product Owner die Planung für die Aufgaben, die im Rahmen eines Sprints implementiert werden sollen. Er achtet darauf, dass die Sprint-Ergebnisse eingehalten werden und mit Projektzielen und Kundenerwartungen übereinstimmen. Somit spielt der Product Owner eine zentrale Rolle im Projekt und legt den Fahrplan für die Arbeitsergebnisse und Zeitpläne fest.


Scrum Master

Der Scrum Master ist nicht der Chef des Teams, sondern eine Art Coach mit der Rolle eines technischen Mentors. Er achtet darauf, dass das Team die Agile-Prinzipien befolgt und sorgt dafür, die Hindernisse während der Entwicklung möglichst schnell zu beheben. Des Weiteren übernimmt der Scrum Master eine Rolle des Moderators, der tägliche Meetings organisiert und durchführt.

Er achtet darauf, dass das Team kontinuierlich Verbesserungen Schritt für Schritt in die „täglichen Aufgaben“ integriert. Durch regelmäßig durchgeführte Retrospektiven wird erkannt, was in Prozessen für bessere Ergebnisse optimiert werden muss.


Das Entwicklungsteam

Das Team organisiert sich selbst und übernimmt die Verantwortung für die Implementierung des Arbeitsumfangs für einen Sprint.

Das Agile-Team ist disziplinübergreifend aufgestellt, damit Know-how zwischen einzelnen Disziplinen problemlos ausgetauscht werden kann.


Stakeholder

Im Agile-Projekt übernehmen die Stakeholder (Kunde, Management oder andere Abteilungen wie Qualitätsmanagement) die Rolle von projektmitwirkenden Einheiten, die die Projektarbeit beeinflussen und an dem Projekterfolg interessiert sind. Durch regelmäßige Meetings und Reviews wird Feedback über Arbeitsergebnisse gesammelt und an das Team weitergegeben.

Die externen Stakeholder (z. B. der Kunde) überwachen den Projektfortschritt und tragen zur weiteren Vorgehensweise bei.

In einem Agile-Projekt muss geachtet werden, dass die Kommunikation mit Stakeholdern klar definiert und transparent ist, damit die Arbeitsergebnisse den Kundenwünschen entsprechen.


Die Zusammenarbeit und Abstimmung im Team

Die Rollen in einem agilen Projekt sind nicht voneinander isoliert. Alle Projektbeteiligten einschließlich:

  • Product Owner,
  • Scrum Master,
  • Entwicklungsteam,
  • Stakeholder,
  • Mitarbeiter von anderen Disziplinen

müssen eng miteinander zusammenarbeiten und kommunizieren. Die enge Zusammenarbeit ist das Schlüsselwort in Agile-Projekten.


Agile-Projektmanagement in der Praxis

Herausforderungen bei der Einführung Agile-Methoden

Es wird öfter aus Projekten berichtet, dass die unternehmerische Kultur oft nicht ausreichend flexibel ist, um neue Trends in die Prozesse zu integrieren. Somit gehen meistens Aussagen in die Richtung, dass es für die Teams und Führungskräfte schwerfällt, sich vom herkömmlichen V-Modell zu trennen und auf das Agile-Projektmanagement zu wechseln.

Es wird behauptet, dass der kulturelle Wandel schwerfällt, weil man an die vorgeschriebenen Pläne und Projektumfänge gewöhnt ist.

Man ist auch gewohnt, die klaren Prozesse zu befolgen. Das Agile-Projektmanagement hat aber ganz andere Ideologien. Dort wird flexibel geplant und implementiert, somit wird eine gewisse Unsicherheit in ein Projekt gebracht. Es wird behauptet, dass das Problem darin besteht, dass es schwerfällt, die Kontrolle über das Team und das Projekt loszulassen.


1) Teams

Des Weiteren gibt es die Meinung, dass die Teams im Umfeld des Agile-Projektmanagements sich unsicher fühlen. Die Ursachen für die Unsicherheit interpretiert man aber meiner Meinung nach falsch.

Es wird erwartet, dass die Teams sich selbst organisieren. Man erwartet, dass die Teammitglieder sich proaktiv und eigenverantwortlich verhalten. Die Aufgaben werden entsprechend den Wünschen der Teammitglieder aufgeteilt und umgesetzt.

Es gibt die Aufgaben, die von jedem Teammitglied gerne und welche, die nicht gerne umgesetzt werden. Was regelmäßig mit diesen Aufgaben passiert, ist, dass diese Aufgaben beiseitegeschoben und gerne vergessen werden. Das Zwingen, diese Aufgabe an ein Teammitglied zuzuordnen, funktioniert nur teilweise und meistens nicht langfristig.


2) Management

Es fällt dem Projektmanagement schwer, die Kontrolle über das Team und Arbeitspakete zu übergeben und loszulassen. Man erwartet vom Projektmanagement eine Kulturwandlung, die in der strengen Hierarchie verankert ist.

In der Agile-Vorgehensweise wird vom Projektmanagement erwartet, dass es nicht jeden Schritt im Projekt überwachen muss, sondern sich darauf verlassen soll, dass das Team die Aufgaben selbstständig erledigen kann. Der Scrum Master soll die Vermittlungsrolle zwischen dem Projektmanagement und dem Team übernehmen.


3) Technische Herausforderungen

Eine der größten Herausforderungen im agilen Projektmanagement ist die konsistente technische Realisierung. Die Automotive-Projekte werden in einer hochkomplexen, infrastrukturellen Umgebung entwickelt. Diese Umgebung ist nicht so flexibel, dass sie sich mit einfachen Methoden auf Agile-Projektmanagement umstellen kann.

Es gibt viele definierte Prozesse und Abläufe, die nicht von heute auf morgen umgestellt werden können, ohne einen größeren Aufwand zu betreiben.


Meine Kommentare zu Herausforderungen im Agile-Projektmanagement

Die Integration des Agile-Projektmanagements in die bestehenden Strukturen

In diesem Kapitel werden Ansätze beschrieben, wie das Agile-Projektmanagement im Automotive-Umfeld integriert werden kann.

Die Anpassungen auf der Prozessseite sowie technische Anpassungen und Ansätze für die Integration werden hier angesprochen.


Maßnahmen für die erfolgreiche Integration des Agile-Projektmanagements

Maßnahme Nr. 1 – Schrittweise Integration


Maßnahme Nr. 2 – Anpassung der Prozesse


Maßnahme Nr. 3 – Schulungen


Maßnahme Nr. 4 – Mitwirken des Projektmanagements


Maßnahme Nr. 5 – Infrastruktur und Tools


Maßnahme Nr. 6 – Ganzes Team im Spiel


Jedoch muss man sich immer im Klaren darüber sein, dass „reines“ Agile-Projektmanagement nicht für Automotive-Projekte geeignet ist, da die Besonderheiten der Branche, wie schon früher besprochen, viele Einschränkungen auf der Prozessseite bringen – insbesondere durch Vorgaben aus ASPICE, ISO 26262 und anderen Normen. Des Weiteren spielt hier die bereichsübergreifende Entwicklung mehrerer Disziplinen und die Fahrzeugarchitektur eine Rolle. Alles zusammen deutet darauf, dass die Arbeitsergebnisse nicht ohne Dokumentation auskommen können.

Als eine Lösung bietet sich eine Hybrid-Vorgehensweise für die Automotive-Entwicklung an. Das V‑Modell in Kombination mit Elementen des agilen Projektmanagements kann die oben genannte Herausforderung lösen.

Wenn Sie weitere Beratung im Bereich Agile-Projektmanagement benötigen:


Zukunft des Agile-Projektmanagements

Die Automotive-Branche entwickelt sich sehr rasant, und die Technologien werden komplexer. Speziell das autonome Fahren und die Digitalisierung von Fahrzeugfunktionen im ADAS-Bereich bringen für das Projektmanagement neue Herausforderungen.

Wenn man über die Entwicklung des Agile-Projektmanagements im Konsumbereich spricht, sehen die Möglichkeiten für mich eher positiv aus. Insbesondere bei Software-Projekten, die nicht sicherheitskritisch sind und in denen das Endprodukt (ohne Dokumentation) wichtig ist. Besonders gut sehe ich die Chancen für die Entwicklung der Web-Anwendungen, Apps für Smartphones, Games etc.

Wenn man aber über die Zukunft des Agile-Projektmanagements im Automotive-Bereich redet, sollte man retrospektiv die Vergangenheit und Aktualität in Betracht nehmen. Durch viele Herausforderungen hat das Agile-Projektmanagement im Automotive-Bereich noch keinen einfachen Weg gefunden, und es wird noch einige Zeit dauern, bis Agile-Projekte reibungslos durchlaufen werden können.


Quellenangaben:

Autor: Dipl.-Ing. Nachrichtentechnik (FH) Oleg Czaikowsky, den 31.03.2025